BARC Definition Data Governance:
„Data Governance (Datensteuerung) entspricht in Summe den Menschen, Prozessen und Technologien, die zur Verwaltung und zum Schutz des Datenkapitals des Unternehmens benötigt werden, um allgemein verständliche, korrekte, vollständige, vertrauenswürdige, sichere und auffindbare Unternehmensdaten kosteneffizient garantieren zu können.“
Es ist mittlerweile jedem klar: Daten sind elementar für das Geschäft. Wissen über die eigenen Daten aufzubauen entwickelt sich damit zur Kernaufgabe, die 4 von 5 Unternehmen heute nicht richtig beherrschen. Die große Herausforderung liegt darin Daten richtig zu organisieren und zu steuern, d.h. zu speichern, zu inventarisieren, zu bereinigen, zu integrieren, zu überwachen, weiterzuentwickeln und auch zu schützen. Vor dem Hintergrund zunehmend heterogener Daten- und Systemlandschaften stellt sich dies als keine leichte Aufgabe heraus. Auch regulatorische Änderungen führen dazu, die Datensteuerung auf ein notwendiges Mindestmaß zu heben, bspw. um Anforderungen der europäische Datenschutzgrundverordnung (EU-DSVGO) zu erfüllen, wie:
- Durch Art. 15 der EU-DSVGO können Kunden berechtigterweise folgende Forderung stellen: „Bitte geben Sie mir Auskunft über meine persönlichen Daten – über die Verwendung der Daten, die Herkunft der Daten, die Nutzer meiner Daten, u. w.“
- Mit Art. 17 der EU-DSVGO können Kunden verlangen „Bitte löschen Sie unverzüglich meine Daten aus Ihren Systemen.“
Wer kann heute bereits behaupten, den Aufforderungen effizient nachkommen zu können? Wer hat bereits heute eine Übersicht der Daten und Datenverwendung im Unternehmen?
Wissen über Daten aufzubauen, die Daten zu steuern und zu kontrollieren ist nicht nur Pflichtprogramm, es eröffnet vielmehr auch Potential für das Geschäft. Stellen wir uns ein kundenzentrisches Unternehmen vor, das seinen Kunden über den kompletten Lebenszyklus vom Erstkontakt bis hin zur Trennung vom Unternehmen, die bestmöglichen Services anbieten möchte. Erst die Zusammenführung von Wissen über den Kunden aus den unterschiedlichen Kontaktpunkten und Systemen im Unternehmen ermöglicht den Aufbau eines ganzheitlichen Kundenbilds zur Optimierung der Kundenansprache und dem Finden der richtigen Produkt- und Service-Angebote. Diese Informationszusammenführung gelingt am ehesten mittels Definition von gemeinsamen Standards und Spielregeln zur Verwaltung und Weiterentwicklung von Daten.
Seit Jahren mit die größte Herausforderung in Unternehmen ist die Steuerung und Überwachung von Datenqualität. Die Top-Relevanz zeigt erneut der BARC Trend Monitor 2019 (vgl. Abbildung 1).
Der BARC Trend Monitor 2019 untersucht Trends für BI und Datenmanagement aus der Anwendersicht. Die Antworten von 2.679 Umfrageteilnehmern zeigen ein umfassendes Bild regionaler, branchenspezifischer und unternehmerischer Unterschiede und liefern den aktuellen Blick auf den BI-Markt. Trends haben enormen Einfluss auf die Art und Weise wie Anwender und damit Unternehmen arbeiten, interagieren, kommunizieren, kollaborieren und sich selbst wettbewerbsfähig und nachhaltig aufstellen. Sie sind daher wichtiger Indikator für die Entwicklungen im Umgang mit Daten.
Der BARC Trend Monitor zeigt die Relevanz zur Steuerung, Kontrolle und Aufbereitung von Daten für Analytics
Datenqualitäts- und Stammdatenmanagement sind wie im Vorjahr der Trend mit der höchsten Relevanz für die Umfrageteilnehmer. Es dominiert der Wunsch nach einer verlässlichen, konsistenten Datenbasis, in der Daten auffindbar und verwendbar sind. Diesen Wunsch bestätigen auch zahlreiche weitere BARC-Marktumfragen, wie die BARC-Marktstudie zu Data Stewardship oder Data Preparation. Denn ohne passende Daten sind sinnvolle Analysen nicht möglich.
Wir hoffen, dass die wertvolle Erkenntnis, seine Datenqualität auf das erforderliche Niveau unbedingt steigern zu müssen, nicht zu hoch bejubelten Initiativen führen, die – wie so oft in der Vergangenheit – schnell an Glanz und Priorität verlieren. Analytics wird nicht ohne ein smartes Datenmanagement funktionieren. Wer Daten steuern und nutzen möchte, muss auch die entsprechende Aufmerksamkeit, Ressourcen und Budgets dafür bereitstellen und nachhaltig investieren.
So wächst nicht nur der Bedarf nach verlässlichen Daten, sondern auch die Notwendigkeit Daten in einer zunehmend fragmentierten System- und Datenlandschaft steuern und kontrollieren zu können. Eine klare Datenverantwortung ist notwendig. Um diese zu etablieren, wird eine Data Governance benötigt, die den Rahmen, die Instrumente und Methoden für die Datensteuerung liefert:
Den Umfrageergebnissen des BARC Trend Monitor nach gewinnt Data Governance seit zwei Jahren an Aufmerksamkeit. Auffällig in der detaillierteren Betrachtung ist, dass vor allem die IT die Relevanz einer Data Governance sieht. Weiterhin interessant ist, dass gerade Unternehmen aus dem Raum DACH das Thema weitaus weniger wichtig sehen als die restlichen europäischen Länder, sowie Nordamerika und Asien. Das gleiche gilt für die Bewertung des Wandels hin zu einer data-driven Culture.
Also: der Nutzen einer Data Governance scheint bekannt, aber Unternehmen scheuen den scheinbar schweren Weg ihrer Implementierung.
Empfehlungen zur Umsetzung einer Datensteuerung im Unternehmen
Eine aktive Steuerung und Kontrolle von Daten für Analytics ist wichtig und wird mit zunehmender Komplexität in den Daten, Organisation, Technologien wichtiger. Insbesondere treiben Compliance-Forderungen und Anforderungen aus dem Geschäft die Entwicklung einer Datensteuerung, die hilft relevante Daten bereichsübergreifend finden, aufbereiten, nutzen, weiterentwickeln und auch schützen zu können. Insbesondere Anwendungsfälle aus der Digitalisierung, deren Prozesse mehrere Bereiche im Unternehmen tangieren können und einheitliche Daten, benötigen einen Rahmen und Spielregeln damit Zusammenarbeit effizient funktionieren kann.
Datensteuerung für Analytics sollte zur Chefsache erklärt werden, wobei folgende Punkte bei der Validierung und Umsetzung Beachtung finden sollten:
- Vorstandsverantwortung für Daten etablieren
- Klare Zieldefinition für die Datenstrategie
- Delegation von Datenverantwortung in die Fachbereiche
- Etablierung notwendiger Rollen und Prozesse für Datenmanagement/Data Governance (bspw. Dateneigentümer, Chief Data Officer, Datenschutzbeauftragten…) um Datenverantwortung leben zu können
- Schaffung dedizierter Ressourcen dafür, z.B. durch neue Stellen oder externe Unterstützung
- Modernisierung und technische Erweiterung z.B. durch die Einführung von Werkzeugen für Stammdatenmanagement, Metadatenmanagement oder Werkzeugen zur Unterstützung der Datensteuerung
- Förderung der Zusammenarbeit/Kollaboration (bspw. zwischen IT und Fachbereich) durch bspw. gemeinsam besetzte Gremien/Boards/Arbeitskreise und Einrichtung/Förderung interner Communitys für den Wissensaustausch und -aufbau rund um die Nutzung von Daten
- Umsetzung erster Pilotprojekte, z.B. Sicherstellung von Datenqualität für Analytics
Die BI Scout Marktübersicht listet in Deutschland verfügbare Tools für Data Governance. Insgesamt umfasst die Datenbank 97 Data-Governance-Produkte.
Timm Grosser ist Head of Consulting und Senior Analyst am Business Application Research Center (BARC) mit den Schwerpunkten auf BI, Datenmanagement und Big Data. Seine Kernkompetenzen sind entscheidungsunterstützende Informationssysteme mit einem besonderen Fokus auf strategischen Themen im Datenmanagement und Big Data. Er unterstützt Unternehmen in der Definition und Umsetzung ihrer BI- und Big-Data-Strategie, -Organisation, -Architektur und -Werkzeugauswahl. Er ist ein gefragter Redner auf Konferenzen und Seminaren sowie Autor zahlreicher BARC-Marktstudien und Fachartikel. Kontakt: tgrosser@barc.de, Tel.: +49 931/880 651-0
Lars Iffert ist Analyst und Berater am Business Application Research Center (BARC). Seine Schwerpunkte sind die Datenverwaltung, Datenintegration, Datenqualität sowie Advanced und Predictive Analytics. Er unterstützt Unternehmen bei strategischen Fragen, im Softwareauswahlprozess und in der Überprüfung bestehender Lösungen. Er ist Autor diverser BARC-Produkt- und -Anwenderstudien. Kontakt: liffert@barc.de, Tel.: +49 931/880 651-0
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